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Vor einigen Monaten, als ich auf Erkundungstour durch den nördlichen Teil der Altstadt gewesen war, ungefähr in der Höhe der alten Stadtwallanlage (Beitrag folgt noch) Gereonswall mich befand, erblickte ich eine Art “Opferalter”. Trotz der milden Temperaturen fing ich zu frösteln, denn meistens bedeutet so etwas nichts gutes! Es erinnerte zu stark an die brutalen Hexenprozesse, die nicht nur im fisteren Mittelalter stattgefunden haben, sondern auch an andere Gräueltaten, deren Ausmaß man sich... weiterlesen als eine Einzelperson kaum ausmalen kann oder möchte.
Meine erste Vorahnung hat mich nicht getäuscht, doch ein wenig anders, als ich ursprünglich gedacht habe. Der Grund, warum ich bewusst die Kathegorie “Justizbehörde” gewählt habe ist, dass dieser Ort wirklich mit Mord und Totschlag zu tun hat. Ungefähr an dieser Stelle stand zwischen 1830-er Jahren und deren Abriss 1963, nach mehr als 130 Jahren, ein preußisches Gefängnis. Die Gefangenen wurden in einem dreistöckigen Ziegelbau untergebracht. Es gab Platz (offiziellen Angaben zufolge) für 300 Insaßen. Schon zu dieser Zeit wurden politische Häftlinge hier inhaftiert. Unter ihnen ist der 1874 zu mehrmonatiger Einzelhaft, aufgrund der “Kulturkampf-Gesetze”, verurteilte Kölner Kardinal Paulus Melchers.
Das dunkelste Kapitel ist aber das der Nationalsozialistischen Machthaber, die es für ihre Zwecke missbraucht hatte. Zwar galt das Gefängnis ab 1931 als zentraler Hinrichtungsort für die Rheinlande, jedoch handelte es sich um Einzelvollstreckungen, im Gegensatz zu der Zeit danach.
Seit Beginn das Terrorregiem die Macht übernommen hatte, wurde im gleichen Gebäude das so genante “Volksgerichtshof” hier untergebracht. Bis die Gestapo die Einrichtung für sich beansprucht hatte, erfolgten ca. 1.000 Vollstreckungen an dieser Stelle statt. In den letzten Kriegsmonaten ab 1944 wurde das Vielfache dessen, meistens durch Fallbeil, in Einzelfällen auch durch Beil vollzogen, durchgeführt. Wenn man die mehr als 10.000 Einzelschicksale vor die Augen führt, erfasst einen ein unbeschreibliches grauen, an das ich anlässlich des Jahrestages der Kapitulation der radikalen Machthaber, das sich in diesem Monat zum 70. mal begangen wird, in dem Zusammenhang bringen wollte.
Wie viele dabei an Hunger und Entkräftung zugrunde gingen, wird nicht gesagt, jedenfalls nicht mal die letzten 80 Inhaftierten wurden verschont: man wollte sie ins KZ Buchenwald transportieren. Da dies nicht mehr gelang, wurden sie erdrosselt, deren Überreste fand man nur durch Zufall eingemauert, bei den Abbrucharbeiten in den 60-er Jahren... Keine Gnade, nicht mal, als das Ende schon absehbar war :-(
Nach dem Umbau zu einem Park mit Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche (Beitrag folgt noch) wurde anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsbeginns im Jahre 1939 ein Gedenkstein von dem Künstler Hans Karl Burgeff in Erinnerung an die Getöteten im Park platziert. Hierauf steht zu lesen: „Hier wurden von 1933–1945 über tausend von der nationalsozialistischen Willkürjustiz unschuldig zum Tod Verurteilte hingerichtet“, wie man es auf den Fotos auch lesen kann.
Der Bildhauer Hans Karl Burgeff, 20. April 1928 bis 25. Nov. 2005, war als Bildhauer vornehmlich im Rheinland tätig. Nach seinem Studium an den Kölner Werkschulen wurde er später dort auch Professor für Bildhauerei. Bekannte Werke sind u.a. die Münstersche Gedenktafel für Kardinal Höffner.
Ein beklemmendes Gefühl bleibt bei einem, wenn man sich das vor Augen führt und dieses schwarze Block genau betrachtet. Es ist nur wenige Zentimeter hoch, doch einen brisanten Hintergrund und Inhalt. Trotz dessen möchte ich keine andere Benotung an dieser Stelle vergeben, als 5 Sterne, denn solche Stätten sind in der heutigen Zeit um so wichtiger, je mehr davon verstreicht, bis es keinen mehr gibt, der sich noch daran erinnern wird und es nur noch in verstaubten Büchern zu lesen sein wird![verkleinern]